Bettina Flitner: Meine Schwester

Einige Zeit hat es gedauert, bis ich das Buch zum Lesen in die Hand genommen habe,umso schneller habe ich es dann gelesen. Bettina Flitner erzählt in dem sehr offenen Buch von dem Selbstmord ihrer Schwester und den Schatten der Depressionen von Mutter und Schwester, die sich immer wieder über die Familie legen.

Aber sie erzählt auch eine sehr interessante Familiengeschichte, eine Kindheit der 70er Jahre, die Jahre auf der Waldorfschule, die Erinnerung an die charismatischen Großeltern, darunter ein berühmter Reformpädagoge, der Vater ein Kulturmanager und Exponent des links-liberalen Bildungsbürgertums der alten BRD, ein Jahr in New York, die Ferien auf Capri, die ersten Liebesabenteuer in der Pubertät. Und dann die Risse: die Überforderung der Kinder durch das Leben der Eltern im Zeichen sexueller Libertinage, die Flucht der Mutter in die Depression, die unerfüllbaren Berufserwartungen der Eltern an die Töchter.

Ein sehr persönliches Buch, sehr gut geschrieben und ich bin voller Respekt vor dem Mut und der Kunst, diese sehr berührende Geschichte ihres Lebens so zu erzählen.

Kiepenheuer & Witsch Verlag, 22 €

empfohlen von Anke Brauer